Steigenden Personalkosten führten Anfang der 50iger Jahre dazu, daß sich die Nürnberg-Fürther Straßenbahn
überlegte anstelle der bisher beschafften 2achsigen Straßenbahnwagen sog. Großraumzüge zu beschaffen.
Zur Erprobung dieses neues Fahrzeugtyps bestellte man bei MAN/Siemens zwei
Prototypzüge die im August 1955
geliefert wurden. Die beiden, 14,10m langen und 2,34m breiten Triebwagen erhielten die Wagennummern 201 und 202.
Die Wagen waren als Einrichtungstriebwagen mit abgetrenntem Fahrerstand und festem Schaffnerstand neben der hinteren
Türe ausgeführt. Die in Ganzstahlbauweise mit Tonnendach ausgeführten Wagen waren nur noch für den Betrieb als Solo bzw.
Zwei-Wagen-Zug vorgesehen. Für die Fahrgäste standen in den für Fahrgastfluß von Hinten nach Vorne ausgelegten Wagen drei,
mit automtischen Schiebetüren versehene, Ein- bzw. Aussteige zur Verfügung. Erstmals kam als Kupplung zwischen den Trieb- und
baugleichen Beiwagen eine Scharfenberg-Kupplung mit elektrischem Aufsatz zur Anwendung.
Ab November bzw. Dezember des selben Jahres gelangten beide Großraumzüge auf der Linie 1 zum Einsatz.
Neben diesen Linieneinsätzen absolvierten die beiden Züge in den folgenden zwei Jahren auch diverse
Versuchsfahrten.
Da sich die beiden Großraumzüge gut bewährten, begann Ende 1957 die Serienlieferung. Bis zum Jahr 1960 erhielt
die VAG insgesamt 68 weitere Triebwagen des Typs T4. Von den beiden Prototypen unterschieden sich die Serienfahrzeuge
durch die Verwendung von DÜWAG-Falttüren anstelle der Schiebetüren, eine geänderte Lackierung in beige/graugrün sowie einem
etwas geringeren Leergewicht. Ab dem TW 236 wurde für die geplante Fahrgastabfertigung durch den Wagenführer die Öffnungsrichtung
der ersten Tür geändert. Da der Triebwagen 212 nach einem schweren Unfall im Juni 1958 ausgemustert wurde und die Wagennummer
mit einem im Jahr 1959 gebauten Triebwagen wiederbelegt wurde, verfügte die Nürnberg-Fürther-Straßenbahn tatsächlich nur über 69 Großraumtriebwagen.
Die beiden Prototypen 201 und 202 wurden 1963 an die Serie angepasst und konnten von da an
freizügig mit allen beschafften Beiwagen verkehren. Im Jahr 1968 wurden schließlich noch die Schiebetüren durch Falttüren ersetzt und die Drehgestelle getauscht.
Für den im November 1964 geänderten Fahrgastfluß bei den Großraum- und Gelenkwagen wurden zwischen 1964 und 1968 die Wagen mit einer Haltestellenbremse, Türschließautomatik sowie Drucktastern zum Türöffenen ausgerüstet. Mit der Einführung des schaffnerlosen Betriebs Anfang der 70iger Jahre erhielten die Wagen an beiden Plattformende Entwerter. Um den Fahrscheinverkauf durch den Fahrer zu ermöglichen, wurde links neben dem Fahrersitz ein Zahltisch mit Halterrung für Geldwechseler und Fahrscheinblech nachgerüstet. Zur Schaffung eines Abstellplatzes für Kinderwagen wurde auf der rechten Wagenseite der vorderste Doppelsitz entfernt. Weiterhin wurden in den Folgejahren die Schaffnersitze entfernt und durch einen Doppelsitz ersetzt.
Mit der Einstellung der Straßenbahn nach und in Fürth erfolgte im Jahr 1981 auch die Abstellung erster Großraumwagen. Neben den Prototypen 201 und 202 wurden neun weitere Triebwagen ausgemustert. Mit weiteren Streckeneinstellungen und der ab 1995 beginnenden Inbetriebnahme der Niederflurwagen erfolgten weitere Ausmusterungen, so daß schließlich im Jahr 1996 die letzten Großraumtriebwagen aus dem aktiven ausschieden.
Ein Großteil der ausgemusterten Wagen wurden an die Straßenbahnbetriebe der Partnerstädte Krakau und Antalya sowie die Rumänische Stadt Braila abgegeben und befindet sich dort teilweise noch im Einsatz.
Eine Besonderheit stellt der Triebwagen 208 dar. Im Dezember 1960 erhielt der Wagen versuchsweise einen elektronische, halbautomatische Steuerung von
Siemens (Simatic). Dazu wurde der Fahrschalter durch eine Anzahl elektromagnetischer Schaltschütze ausgetauscht die ihre Schaltbefehle von einem elektronischem
Steuergerät erhielten. Anstelle wie üblich mit einer Schaltstange gab der Fahrer seine Schaltbefehle nun über einen Sollwertgeber weiter.
Mit dieser Schaltausrüstung war der Triebwagen zwischen Februar 1962 und Ende 1964 im Linienbetrieb eingesetzt. Im Jahr 1965 wurde die bisherige Schützensteuerung
durch einen elektromotorisch angetriebenen Fahrschalter ausgetauscht. Ab August 1976 verkehrte der Triebwagen 208 dann fest mit dem bisher als Drehstromversuchwagen
verwendeten Beiwagen 1521. Beide Wagen wurden im August 1981 ausgemustert und in den historischen Fuhrpark eingereiht.
last update: 04.12.08 DS |