Die Nürnberger Straßenbahn

Die Großraumtriebwagen T4
(TW 201 - TW 269)

t4


Steigenden Personalkosten führten Anfang der 50iger Jahre dazu, daß sich die Nürnberg-Fürther Straßenbahn überlegte anstelle der bisher beschafften 2achsigen Straßenbahnwagen sog. Großraumzüge zu beschaffen.
Zur Erprobung dieses neues Fahrzeugtyps bestellte man bei MAN/Siemens zwei Prototypzüge die im August 1955 geliefert wurden. Die beiden, 14,10m langen und 2,34m breiten Triebwagen erhielten die Wagennummern 201 und 202. Die Wagen waren als Einrichtungstriebwagen mit abgetrenntem Fahrerstand und festem Schaffnerstand neben der hinteren Türe ausgeführt. Die in Ganzstahlbauweise mit Tonnendach ausgeführten Wagen waren nur noch für den Betrieb als Solo bzw. Zwei-Wagen-Zug vorgesehen. Für die Fahrgäste standen in den für Fahrgastfluß von Hinten nach Vorne ausgelegten Wagen drei, mit automtischen Schiebetüren versehene, Ein- bzw. Aussteige zur Verfügung. Erstmals kam als Kupplung zwischen den Trieb- und baugleichen Beiwagen eine Scharfenberg-Kupplung mit elektrischem Aufsatz zur Anwendung.
Ab November bzw. Dezember des selben Jahres gelangten beide Großraumzüge auf der Linie 1 zum Einsatz. Neben diesen Linieneinsätzen absolvierten die beiden Züge in den folgenden zwei Jahren auch diverse Versuchsfahrten.

Da sich die beiden Großraumzüge gut bewährten, begann Ende 1957 die Serienlieferung. Bis zum Jahr 1960 erhielt die VAG insgesamt 68 weitere Triebwagen des Typs T4. Von den beiden Prototypen unterschieden sich die Serienfahrzeuge durch die Verwendung von DÜWAG-Falttüren anstelle der Schiebetüren, eine geänderte Lackierung in beige/graugrün sowie einem etwas geringeren Leergewicht. Ab dem TW 236 wurde für die geplante Fahrgastabfertigung durch den Wagenführer die Öffnungsrichtung der ersten Tür geändert. Da der Triebwagen 212 nach einem schweren Unfall im Juni 1958 ausgemustert wurde und die Wagennummer mit einem im Jahr 1959 gebauten Triebwagen wiederbelegt wurde, verfügte die Nürnberg-Fürther-Straßenbahn tatsächlich nur über 69 Großraumtriebwagen.
Die beiden Prototypen 201 und 202 wurden 1963 an die Serie angepasst und konnten von da an freizügig mit allen beschafften Beiwagen verkehren. Im Jahr 1968 wurden schließlich noch die Schiebetüren durch Falttüren ersetzt und die Drehgestelle getauscht.

Für den im November 1964 geänderten Fahrgastfluß bei den Großraum- und Gelenkwagen wurden zwischen 1964 und 1968 die Wagen mit einer Haltestellenbremse, Türschließautomatik sowie Drucktastern zum Türöffenen ausgerüstet. Mit der Einführung des schaffnerlosen Betriebs Anfang der 70iger Jahre erhielten die Wagen an beiden Plattformende Entwerter. Um den Fahrscheinverkauf durch den Fahrer zu ermöglichen, wurde links neben dem Fahrersitz ein Zahltisch mit Halterrung für Geldwechseler und Fahrscheinblech nachgerüstet. Zur Schaffung eines Abstellplatzes für Kinderwagen wurde auf der rechten Wagenseite der vorderste Doppelsitz entfernt. Weiterhin wurden in den Folgejahren die Schaffnersitze entfernt und durch einen Doppelsitz ersetzt.

Mit der Einstellung der Straßenbahn nach und in Fürth erfolgte im Jahr 1981 auch die Abstellung erster Großraumwagen. Neben den Prototypen 201 und 202 wurden neun weitere Triebwagen ausgemustert. Mit weiteren Streckeneinstellungen und der ab 1995 beginnenden Inbetriebnahme der Niederflurwagen erfolgten weitere Ausmusterungen, so daß schließlich im Jahr 1996 die letzten Großraumtriebwagen aus dem aktiven ausschieden.

Ein Großteil der ausgemusterten Wagen wurden an die Straßenbahnbetriebe der Partnerstädte Krakau und Antalya sowie die Rumänische Stadt Braila abgegeben und befindet sich dort teilweise noch im Einsatz.

Eine Besonderheit stellt der Triebwagen 208 dar. Im Dezember 1960 erhielt der Wagen versuchsweise einen elektronische, halbautomatische Steuerung von Siemens (Simatic). Dazu wurde der Fahrschalter durch eine Anzahl elektromagnetischer Schaltschütze ausgetauscht die ihre Schaltbefehle von einem elektronischem Steuergerät erhielten. Anstelle wie üblich mit einer Schaltstange gab der Fahrer seine Schaltbefehle nun über einen Sollwertgeber weiter.
Mit dieser Schaltausrüstung war der Triebwagen zwischen Februar 1962 und Ende 1964 im Linienbetrieb eingesetzt. Im Jahr 1965 wurde die bisherige Schützensteuerung durch einen elektromotorisch angetriebenen Fahrschalter ausgetauscht. Ab August 1976 verkehrte der Triebwagen 208 dann fest mit dem bisher als Drehstromversuchwagen verwendeten Beiwagen 1521. Beide Wagen wurden im August 1981 ausgemustert und in den historischen Fuhrpark eingereiht.

Technische Daten Typ T4


Nummer Hersteller Baujahr Ausmusterung Verbleib Bild Nürnberg Bild Verbleib
Prototypen
201 MAN/Düwag 1955 1981 Museumsbestand
202 MAN/Düwag 1955 1981 verschrottet
1. Bauserie
203 MAN/Düwag 1958 1986 verschrottet
204 MAN/Düwag 1958 1981 verschrottet
205 MAN/Düwag 1958 1994 MPK Krakow TW 126
206 MAN/Düwag 1958 1994 MPK Krakow TW 127
207 MAN/Düwag 1958 1980 verschrottet
208 MAN/Düwag 1958 1981 Museumsfahrzeug
209 MAN/Düwag 1958 1990 MPK Krakow TW 109
210 MAN/Düwag 1958 1989 MPK Krakow TW 112
211 MAN/Düwag 1958 1989 MPK Krakow TW 114
212 MAN/Düwag 1958 1959 verschrottet
213 MAN/Düwag 1958 1996 Antalya TW 1
214 MAN/Düwag 1958 1989 MPK Krakow TW 111
215 MAN/Düwag 1958 1984 verschrottet
216 MAN/Düwag 1958 1981 verschrottet
217 MAN/Düwag 1958   Feuerwehr Nürnberg
218 MAN/Düwag 1958 1986 verschrottet
219 MAN/Düwag 1958 1989 MPK Krakow TW 118
220 MAN/Düwag 1958 1983 Umbau Arbeitswagen A46 -> MPK Krakow
221 MAN/Düwag 1958 1984 verschrottet
222 MAN/Düwag 1958 1981 verschrottet
223 MAN/Düwag 1958 1993 MPK Krakow TW 124'
224 MAN/Düwag 1958 1992 verschrottet
225 MAN/Düwag 1958 1984 verschrottet
226 MAN/Düwag 1958 1984 verschrottet
227 MAN/Düwag 1958 1984 verschrottet
228 MAN/Düwag 1958 1994 MPK Krakow TW 128
229 MAN/Düwag 1958 1983 verschrottet
230 MAN/Düwag 1958 1990 MPK Krakow TW 103
231 MAN/Düwag 1958 1989 MPK Krakow TW 119
232 MAN/Düwag 1958 1990 MPK Krakow TW 105
233 MAN/Düwag 1958 1983 verschrottet
234 MAN/Düwag 1958 1984 verschrottet
235 MAN/Düwag 1958 1996 Braicar SA Braila TW 235
2. Bauserie
236 MAN/Düwag 1959 1996 verschrottet
237 MAN/Düwag 1959 1996 Braicar SA Braila TW 237
238 MAN/Düwag 1959 1996 Braicar SA Braila TW 238
239 MAN/Düwag 1959 1996 Braicar SA Braila TW 239
240 MAN/Düwag 1959 1989 MPK Krakow TW 115
241 MAN/Düwag 1959 1996 Braicar SA Braila TW 241
242 MAN/Düwag 1959 1996 Braicar SA Braila TW 242
243 MAN/Düwag 1959 1989 MPK Krakow TW 113 -> ATW 1502'
244 MAN/Düwag 1959 1993 MPK Krakow TW 125
245 MAN/Düwag 1959 1990 MPK Krakow TW 123
246 MAN/Düwag 1959 1989 MPK Krakow TW 116
247 MAN/Düwag 1959 1990 MPK Krakow TW 110
248 MAN/Düwag 1960 1992 verschrottet
249 MAN/Düwag 1960 1996 Braicar SA Braila TW 249
3. Bauserie
250 MAN/Düwag 1960   Museumsbestand
251 MAN/Düwag 1960 1989 MPK Krakow TW 121
252 MAN/Düwag 1960 1990 MPK Krakow TW 108
253 MAN/Düwag 1960 1983 verschrottet
254 MAN/Düwag 1960 1993 MPK Krakow TW 106'
255 MAN/Düwag 1960 1996 Antalya TW 3
256 MAN/Düwag 1960 1990 MPK Krakow TW 124
257 MAN/Düwag 1960 1989 MPK Krakow TW 117
258 MAN/Düwag 1960 1990 MPK Krakow TW 106
259 MAN/Düwag 1960 1996 Braicar SA Braila TW 259
260 MAN/Düwag 1960 1989 MPK Krakow TW 120
261 MAN/Düwag 1960 1996 Braicar SA Braila TW 261
262 MAN/Düwag 1960 1990 MPK Krakow TW 101
263 MAN/Düwag 1960 1989 MPK Krakow TW 122
264 MAN/Düwag 1960 1990 MPK Krakow TW 104
265 MAN/Düwag 1960 1984 verschrottet
266 MAN/Düwag 1960 1990 MPK Krakow TW 102
267 MAN/Düwag 1960 1990 MPK Krakow TW 107
268 MAN/Düwag 1960 1996 Braicar SA Braila TW 268
269 MAN/Düwag 1960 1994 MPK Krakow TW 129
212' MAN/Düwag 1960 1996 Antalya TW 5


last update:
04.12.08 DS