Regionalverkehr: Geschichte
Ein Rückblick auf die Strecke Bayreuth - Warmensteinach

 
 
 
 
Bayreuth - Weidenberg - Warmensteinach die letzte Nebenbahn im Fichtelgebirge endet heute leider schon nach 14 km in Weidenberg - die letzten 9 km, die eine interessante Streckenführung hinauf nach Warmensteinach aufwiesen, sind leider unwiederbringlich verloren. Die Gleise ab Weidenberg sind in völlig verwahrlostem Zustand bis Mengersreuth noch vorhanden und enden hinter der Brücke, die zur Einstellung führte, aber nachdem nun feststeht, dass Weidenberg Endstation bleiben wird, ist mit dem Rückbau zu rechnen. Doch nun der Blick zurück auf die letzten Betriebsjahre der Gesamtstrecke. Im Winterfahrplan 1983/84 gab es am frühen Morgen einen Leerreisezug mit 211 und 4 Umbauwagen vom Typ Byg, einer davon mit Gepäckabteil (BDyg) nach Warmensteinach. Dieser fuhr dann als erster Personenzug zurück nach Bayreuth Hbf. Der nächste Einsatz war dann erst Mittags die Schülerfahrt Bayreuth - Warmensteinach - Bayreuth. Abends bot die Bundesbahn eine 614-Fahrt nach Warmensteinach und zurück an. Dieser Triebwagen bot hohen Komfort und war zu dieser Zeit auch noch keine 10 Jahre alt. Mit dem Sommerfahrplan 1984 wurde der 614 aus dem Plan genommen und durch einen Silberling mit Gepäckabteil (BDn) ersetzt. Es wurden generell Wagen ohne Steuereinrichtungen eingesetzt, aber auch die gelegentlich verwendeten Steuerwagen konnten nicht genutzt werden, da die 211 meist keine Wendezugsteuerung besaßen. Die Bundesbahn hatte an der Strecke kein Interesse mehr und der Fahrplan unterstrich dies deutlich. 2 1/2 Zugpaare und (natürlich) Wochenendruhe. Eine Änderung der Fahrzeugeinsätze gab es wieder mit dem Winterfahrplan 86/87. Die Byg verschwanden und der Mittagszug wurde mit einem 4teiligen Hofer 798 gefahren. Mit VT+VB+VB+VS war der Zug auf der steigungsreichen Bahn sehr langsam unterwegs. Der Fahrplan wies stolze 59 Minuten für 23 km aus. Im Sommer fuhr der VT voraus, damit der Tf die Temperaturanzeigen im Auge hatte - im Winter wurde der Steuerwagen geschoben, damit die Gleise bei Schneefall „sauber“ waren für den VT. In den Schulferien verkehrte der VT alleine nach Warmensteinach. Dies führte teilweise zu längeren Zwischenhalten auf der Fahrt bergwärts, da der 798 ohne Anhang natürlich viel schneller beschleunigte. Eine weitere kleine Änderung brachte der Sommer 88 - der Abendzug hatte nun 2 Silberlinge. Auch war der Mittags-Schienenbus in den Ferien nun mit VT+VS unterwegs. Die Sorge um die Strecke wuchs und das war durchaus berechtigt - wie wir heute leider wissen. - Dennoch kam es im Sommerfahrplan 1991 zu einer sehr erstaunlichen Änderung! Neu um 11.19 Uhr startete ein zusätzliches Zugpaar nach Warmensteinach - die Rückfahrt startete um 12.20 Uhr. Allerdings erfreute sich diese Zeitlage nur geringen Zuspruchs. Die eingesetzte 211 zog meist zwei leere n-Wagen den Berg hinauf. Damit nicht genug - obwohl die Sorge um die Strecke nicht kleiner wurde, legte die Bundesbahn um 16.12 Uhr einen weiteren Zug nach Warmensteinach ein - die Rückfahrt rollte um 17.14 los. Dank der günstigen Zeit fand dieser Zug mehr Interessenten. Dennoch reichte der einzige Bn hinter der 211 leider aus. Mit dieser Änderung verabschiedeten sich nach 5 Jahren auch die Schienenbusse wieder von der Strecke. Im Sommer 1992 kam ausgerechnet mit dem schwach nachgefragten Zug um 11.17 Uhr die längste Garnitur zum Einsatz: Zwei Silberlinge plus einem Abteilwagen mit Gepäckabteil (BDm). Die Freude über den dichter werdenden Fahrplan endete dann jäh! Wegen der baufälligen Behelfsbrücke in Mengersreuth wurde die Betriebseinstellung Mengersreuth - Warmensteinach zum 1. Januar 1993 verfügt. So zog am 30. Dezember 1992 211 045 den letzten Zug nach Warmensteinach. Nur ganz wenige Eisenbahnfreunde glaubten nicht an die verbreitete Behauptung, dass in 3 Monaten der Betrieb wieder aufgenommen werden sollte. Aber nach Abfahrt von 211 045 mit ihrem einsamen Silberling sollte nie wieder ein Zug Warmensteinach erreichen. Da in Mengersreuth keine Züge enden sollten, war Weidenberg Endstation. Die meisten Zugleistungen bestanden aus einer Hofer 211 mit einem Silberling. In Weidenberg musste jeweils umfahren werden. 1996 übernahm dann ein VT614 die Leistungen - wobei ein Zugpaar (11.17 ab Bayreuth) mit einem ganz neuen Hofer 628 ausgeführt wurde. Ende der 90er Jahre gesellte sich als Frühzug eine 218 mit n-Wagen hinzu. Es gab bis 4.11.2000 mit 218, 614 und 628 einen recht abwechslungsreichen Betrieb. Dann jedoch kam es zur sofortigen Stillegung der VT 610 nach einem schwerwiegenden technischen Defekt. Der 614 wurde abgezogen als Ersatzfahrzeug. Ab sofort wurden alle Leistungen nach Weidenberg mit 218 und zwei Silberlingen gefahren. Der Streckenzustand wurde durch den Einsatz der schweren Maschine natürlich nicht besser. Ob Absicht - oder nicht, das soll nicht Gegenstand dieses kleinen Rückblicks sein. Auf jeden Fall kam am 8. Juni 2001 das Aus für das Reststück. 218 190-7 machte sich ein letztes Mal mit zwei Silberlingen auf den Weg ins Fichtelgebirge. Diesmal waren viele gekommen, um ein letztes Mal zu fahren. Denn von einer Wiedereröffnung Warmensteinach war keine Rede mehr. Wie üblich, wollte die Deutsche Bundesbahn nach getanem Zerstörungswerk die Nebenbahn abreissen. Doch eine Bürgerinitiative konnte dies verhindern. Letztlich wurde die Strecke an die DRE gegeben und nachfolgend wieder befahrbar gemacht. Am 6. Mai 2002 wurde der Betrieb wieder aufgenommen. Mo-Fr. mit 5 Zugpaaren. Diesmal kommt ausschließlich ein 628 zum Einsatz - bei Schülerfahrten auch in Doppeltraktion. In der entstehenden Aufbruchsstimmung werden sogar (zunächst) Ausflugszüge am Wochenende nach Warmensteinach in Aussicht gestellt. An einem Aktionstag gab es 2002 Sonderfahrten mit einem Reichsbahn-Schienenbus bis Weidenberg. Jedoch zieht schon wieder Unheil auf: Die Autobahnbrücke über die A9 muss neu errichtet werden. Der Betrieb wird am 28. Mai 2004 abermals eingestellt. Doch diesmal wird die Strecke tatsächlich grundlegend saniert und die Bahnsteige erneuert. Ausnahme ist Friedrichsthal - dieser Halt sollte eigentlich entfallen und ist heute noch im alten Zustand. Am 9. Januar 2007 fand die Wiedereröffnung statt. Wieder mit 628 - aber sogar mit 7 Zugpaaren. Am Wochenende war immer noch Betriebsruhe. Die Bürgerinitiative arbeitete zwar immer noch an der Wiedereröffnung nach Warmensteinach - und konnte 2007 sogar mit einem 642 bis Mengersreuth fahren! Am 1. Januar 2010 wird die gesamte Strecke in den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg integriert. Die Nachfrage steigt. Die nächste große Änderung folgte am 10. Juni 2011: 628 430 rollte geschmückt als letzter Zug der DB Regio nach Weidenberg. Am Sonntag, 11. Juni 2011 übernahm die Agilis mit VT 650 den Betrieb. Mit einem Angebot wie noch nie! Stundentakt! Täglich! Bis spät in die Abendstunden hinein. Im Herbst 2016 wird der Wiederinbetriebnahme Weidenberg - Warmensteinach endgültig eine Absage erteilt. 211 045 wird auf ewig der letzte Zug bleiben.
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   
   


last update:
13.04.2017 WK
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