Geschichte des Stadtverkehrs Bamberg

Entstehung des öffentlichen Nahverkehrs

Durch den Zuzug der Landbevölkerung in die Stadt Bamberg bildeten sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts mehrere Vorstädte um den historischen Stadtkern. Dadurch entstanden erste Transportbedürfnisse. Laut vorhandenen Zeitungsberichten wurde im Jahr 1838 versucht, einen öffentlichen Nahverkehr mit Pferdeomnibussen einzuführen. Auf Grund der Tatsache, dass es ansonsten keine weiteren Berichte über diesen Versuch gibt, dürfte dieser nicht sonderlich erfolgreich gewesen sein und wurde wohl kurze Zeit später wieder eingestellt.

Die Bamberger Straßenbahn

Im Jahr 1844 wurde die Bahnstrecke von Nürnberg nach Bamberg (Ludwigs-Süd-Nord-Bahn) eröffnet. Die abseitige Lage des Bahnhofs erzwang eine öffentliche Anbindung des Bahnhofs an die Innenstadt. Daher wurde im Jahr 1896 die Einführung einer elektrischen Straßenbahn beschlossen. Nach Prüfung der eingegangenen Angebote wurde die Konzession für Bau und Betrieb der meterspurigen Straßenbahn am 15. Mai 1896 an das Berliner Unternehmen Felix Singer & Co. vergeben. Die Bauarbeiten begannen recht zügig und so konnte der Betrieb auf dem rund 8 Kilometer langen Streckennetz bereits am 1. November des Folgejahres eröffnet werden. Zum 1. Januar 1899 wurde der Betrieb von der Eisenbahn-Baugesellschaft Becker & Co. übernommen und in die neu gegründete "Electrische Straßenbahn Bamberg AG" übertragen. Das ursprünglich aus vier Linien bestehende Netz wurde im Laufe der Zeit durch die Verknüpfung einzelner Strecken bzw. Zusammenlegungen auf zwei Durchmesserlinien (weiß + rot) sowie eine von einem Pendelwagen bediente Stichstrecke (grüne Linie) zusammengefasst. Dieser Pendelwagen entfiel durch die Einschränkungen des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914, so dass zu diesem Zeitpunkt folgende Strecken bedient wurden:

Weiß:
Infanteriekaserne - Bahnhof - Ludwigsbrücke - Grüner Markt - Schweinfurter Straße

Rot:
Bahnhof - Sophienbrücke - Schönleinsplatz - Grüner Markt - Ludwigsbrücke - Hallstädter Straße (Friedhof)

Ende der Straßenbahn / Einführung des Omnibusverkehrs

Die in den 1920er Jahren einsetzende Wirtschaftskrise verursachte einen erheblichen Rückgang der Fahrgastzahlen. Dies führte schließlich dazu, dass der Betrieb der Straßenbahn im Juni 1922 vorübergehend eingestellt wurde. Da eine Wiederinbetriebnahme der Straßenbahn auf Grund der notwendigen Investitionen in das Streckennetz durch den Betreiber als indiskutabel angesehen wurde, wurde die Straßenbahn, ohne wieder in Betrieb gegangen zu sein, im Jahr 1924 endgültig stillgelegt. Der Betriebsvertrag wurde dann im Juli 1925 durch die Stadt Bamberg gekündigt und die Straßenbahn AG aufgelöst.

Aufgrund von Bürgerprotesten nach der Stilllegung der Straßenbahn erwog der Stadtrat bereits im Jahr 1924 die Einführung eines Autobusbetriebs. Dieser wurde dann auch im Dezember desselben Jahres auf der Strecke vom Bahnhof in die Innenstadt aufgenommen. Allerdings wurde dieser auf Grund von Unrentabilität bereits nach zwei Monaten wieder aufgegeben.

Nach der endgültigen Stilllegung der Straßenbahn startete das Städtische E-Werk im Oktober 1925 einen zweiten Versuch und richtete drei Omnibuslinien ein, die mit Bussen der Reichspost bedient wurden. Auch diesem zweiten Stadtbusbetrieb war nur wenig Erfolg beschieden. Bereits im Jahr 1926 wurde der Betrieb bis auf eine auf die Züge der Reichsbahn ausgerichtete Linie zwischen der Innenstadt und dem Bahnhof wieder eingestellt. Erst der wirtschaftliche Aufschwung in den 1930er Jahren führte ab 1936 wieder zu einer Ausdehnung des Streckennetzes und der Einrichtung einer weiteren Linie.

Die von der Reichspost eingesetzten Omnibusse wurden Anfang 1941 für den Kriegseinsatz eingezogen. So konnte die Reichspost ihrer Aufgabe im Stadtverkehr Bamberg ab diesem Zeitpunkt nicht mehr nachkommen. Daher übernahm die Stadt Bamberg den Stadtbusverkehr ab 1. April 1941 eigenverantwortlich und übertrug die Leitung und Betriebsführung dem Elektrizitätswerk, das für den Betrieb drei neue Büssing-NAG T 500 beschaffte. Durch die großen Kasernen im Osten der Stadt nahm der Verkehr während des zweiten Weltkrieges weiter zu, so dass im Jahr 1942 zwei weitere Busse sowie einige Anhänger beschafft wurden. Der einsetzende Treibstoffmangel führte im Jahr 1943 zur Umrüstung der Busse auf Stadtgasbetrieb. Im Zuge der Kriegshandlungen wurde der Stadtbusbetrieb dann im Mai 1945 eingestellt.

Nach Kriegsende misslangen zunächst sämtliche Versuche den Stadtverkehr wieder in Gang zu bringen. Es gab sogar kurzzeitig Überlegungen, den Stadtbusbetrieb wieder von der Stadt Bamberg zu lösen und in private Hände zu geben. Erst im Oktober 1946 konnte der Stadtbusbetrieb wieder eröffnet werden. Trotz der Widrigkeiten der Nachkriegszeit wurde das Fahrplanangebot erweitert und die Fahrgastzahlen stiegen stetig an, so dass bereits im Folgejahr jeweils ein weiterer Bus und Anhänger angeschafft wurden. Eine im Jahr 1946 aufgekommene Überlegung den Busbetrieb zu elektrifizieren wurde auf Grund der knappen Kontingente an Buntmetallen verworfen. Die Währungsreform am 21.06.1948 brachte dem Stadtbusbetrieb zwar in betrieblicher Sicht Vorteile, da nun die notwendigen Betriebsmittel ohne Beschränkungen zur Verfügung standen, dafür sanken aber die Fahrgastzahlen. Dieser Umstand verbesserte sich auch in den Folgejahren nur minimal.

Stadtwerke Bamberg Verkehrsbetrieb

Dies änderte sich ab dem Jahr 1951. Damals wurde der seit dem Jahr 1941 vom Städtischen Gaswerk mitverwaltete Busbetrieb dem Elektrizitätswerk zugeordnet und erhielt den neuen Namen "Stadtwerke Bamberg - Verkehrsbetrieb". Unter der neuen Leitung wurde der Verkehrsbetrieb nun dynamisch ausgebaut. Bereits im Herbst desselben Jahrs konnte eine mit Kleinbussen betriebene neue Linie über den Domplatz zum Michelsberg eingerichtet werden. Weitere Strecken zur Erschließung des Stadtgebietes und der Nachbargemeinden folgten, so dass das Liniennetz zum Winterfahrplan 1951/1952 bereits acht Linien aufwies.

Ende des Jahres 1953 konnte auch ein seit 1949 schwelender Streit mit der Nachbargemeinde Gaustadt beigelegt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt verkehrten die Busse der Stadtwerke nur bis zur Stadtgrenze. Dort musste zur Weiterfahrt in einen Bus der Gemeinde Gaustadt umgestiegen werden. Nach längeren Verhandlungen zwischen den Städten wurde der Busbetrieb der Gemeinde Gaustadt im Dezember 1953 durch die Stadtwerke Bamberg übernommen. Somit konnten ab diesem Zeitpunkt alle Bamberger Stadtteile sowie die Nachbargemeinde Gaustadt mit dem Stadtbus erreicht werden. Die folgenden Jahre waren nun durch eine, durch die ständig steigenden Fahrgastzahlen bedingte, Erweiterung des Fuhrparks sowie Verfeinerung des Liniennetzes geprägt, das bis zum Jahr 1963 auf 14 Linien anwuchs.

Die in den 1960er Jahren verstärkt einsetzende Motorisierung der Bevölkerung machte sich nach und nach auch beim Verkehrsbetrieb durch sinkende Fahrgastzahlen und damit abnehmende Rentabilität bemerkbar. Dies führte neben der Einführung des Einmannbetriebs im Februar 1967 auch zur Einrichtung von Vorverkaufsstellen und der Aufstellung von Fahrkartenautomaten. Auch im Bereich der Infrastruktur tat sich nun etwas. Obwohl sich der Fuhrpark seit Kriegsende mehr als verzehnfacht hatte, wurden die Busse noch immer auf dem Gelände des alten Straßenbahnbetriebshofs an der Georgenstraße abgestellt und gewartet. Um diesem nicht mehr zeitgemäßen Umstand abzuhelfen wurden im Jahr 1970 eine neue Wartungs- und Reparaturhalle errichtet. In den Jahren 1976 bzw. 1979 folgten dann noch eine neue Abstellhalle sowie ein Betriebsgebäude.

Die immer mehr zunehmende Zahl von Einpendlern aus den umliegenden Gemeinden führte dazu, dass das Liniennetz in den 1970er Jahren in weitere Nachbargemeinden (Gundelsheim, Hallstadt, Memmelsdorf, Stegaurach) erweitert wurde. Die Einrichtung einer Fußgängerzone in der Innenstadt im Jahr 1972 brachte einige Probleme für den Busbetrieb mit sich. So befand sich die bisherige Zentralhaltestelle am Grünen Markt nun in dem den Fußgängern vorbehaltenen Bereich und erzwang für die Stadtbusse eine umständliche, mit längeren Fahrzeiten verbundene, ringförmige Umfahrung der Innenstadt. Dieser Umstand änderte sich erst mit der Eröffnung des neuen, neben der Fußgängerzone liegenden, Zentralen Omnibusbahnhofs im Jahr 1987. Zeitgleich mit der ZOB-Eröffnung wurde das Liniennetz neu gestaltet und das Taktraster auf einen 10 bzw. 20 Minuten-Takt verändert. In den 1990er Jahren führte der Bau zweier P&R-Plätze im Norden bzw. Süden der Stadt und die Einrichtung direkter Busverbindungen zwischen diesen und dem ZOB zu weiteren Fahrgastzuwächsen. Zusammen mit der Errichtung wurden diese neuen Parkplätze gemeinsam mit den bereits vorhandenen Parkhäusern verwaltungstechnisch dem Verkehrsbetrieb zugeschlagen und dieser in "Stadtwerke Bamberg Verkehrs- und Park GmbH" umfirmiert. In den letzten Jahren wurde das Liniennetz durch neue Verbindungen innerhalb des Stadtgebietes ergänzt und somit weitere, bisher nicht oder nur schlecht bediente Wohngebiete an das Busnetz angeschlossen. Die letzte größere Veränderung gab es mit dem Beitritt des Landkreises und der Stadt Bamberg zum Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) am 01.01.2010. Neben einem neuen Tarifgefüge brachte dieser Beitritt für die Fahrgäste der Bamberger Stadtbusse neue, dreistellige Liniennummern.

Die Entwicklung des Fuhrparks ist unter dem Menüpunkt ausgemusterte Busse zu sehen.


last update:
04.02.2016 AD
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